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Traditionen und Stilrichtungen

Innerhalb eines Yogawegs oder oft auch als Kombination dieser Wege haben sich im Laufe der Zeit viele Traditionen und große Schulen gebildet, die ihre Lehre entwickelt, erfahren und weitergegeben haben. Diese Traditionen und Stile haben alle Gemeinsamkeiten, können sich aber in der Vorgehensweise, Methode und Form mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden. Zu den großen und international bekannten Lehrern und Schulen gehören u.a. Iyengar, Sivananda, Ashtanga Vinyasa Yoga, Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan und Integraler Yoga nach Aurobindo.

Im Westen haben sich in den letzten Jahrzehnten weitere neue Stilrichtungen entwickelt, welche Hatha Yoga mit viel Fantasie interpretieren, erweitern und oft auch begrenzen. Häufig werden diese Stilrichtungen intensiv vermarktet und wild miteinander verglichen, bewertet und umkämpft. Und um Kampf sollte es im Yoga sicher nicht gehen. Eine Liste der vorhandenen und geschützten Yogastile wäre vermutlich schon nach Tagen veraltet und führt meiner Meinung nach auch oft zu großer Verwirrung. Es verleitet viele Praktizierende immer wieder zu dem Gedanken, es könnte einen besseren oder schnelleren Stil geben. Dabei gibt es keinen Stil oder Methode, die besser oder gar schneller ans Ziel führt.

Das Ziel des Yoga ist mit dem Gipfel eines Berges zu vergleichen, zu dem viele Wege führen. Lange, sanfte Wanderwege, kurze und anstrengende Steilhänge, Treppen, Brücken – es gibt für jeden von uns einen Weg mit Methoden, die unserer Natur entsprechen. Diese Wege sind wie die unterschiedlichen Traditionen oder Yogastile und egal für welchen Weg man sich auch entscheidet, die Aussicht auf dem Gipfel ist für alle Ankommenden gleich. Niemand kann vorhersagen, welche Hindernisse auf dem Weg lauern und wie viele Kehren, Klettersteige und Pässe noch vor einem liegen. Im Yoga richten wir uns nach innen und es ist nicht ratsam, nach anderen Wanderern zu schauen, um zu vergleichen wo sie sich gerade befinden und wie schnell sie auf ihrem Weg vorwärts kommen. Jeder hat seinen eigenen Weg zu gehen und wer sich heute vielleicht mit einer Übung schwer tut und andere mit Leichtigkeit vorbeizuziehen scheinen, der kann morgen eine Brücke finden, die einen riesigen Vorsprung verschafft. Und übermorgen kann es auch wieder anders aussehen. Es geht nie um den Vergleich sondern um die Schau nach innen und den eigenen Rhythmus.

Nimm jede Etappe im eigenen Tempo und halte immer wieder an, um die Aussicht zu genießen.

Im Laufe meiner eigenen Praxis sowie meiner Aus- und Weiterbildung habe ich einige Traditionen und Stilrichtungen kennen und schätzen gelernt und bin der Meinung, dass Hatha Yoga nicht auf einen bestimmten Stil begrenzt werden muss. Viele große Schulen und Lehrer haben wertvolle Beiträge geleistet und Schwerpunkte gesetzt, die die Praxis bereichern. Einige dieser Ansätze habe ich gezielt in meinen Unterricht integriert, wie z.B. die Genauigkeit und Perfektion der Haltungen nach Iyengar, die spirituellen Inspirationen u.a. von Sivananda, die Dynamik des Kundalini Yogas, einige sanfte atembetonte Übungsreihen aus dem Viniyoga oder auch anspruchsvolle Zyklen aus dem Ashtanga Vinyasa Yoga.

Und am Ende entscheidet jeder Schüler für sich, welcher Stil ihm am besten gefällt und gut tut. Wichtig ist, dass nach einer Phase des Ausprobierens eine Methode zielstrebig und über längere Zeit praktiziert wird, um ein Erfahrung der Entwicklung innerhalb dieser Praxis zu ermöglichen und um sich nicht in Methoden und Bewegungen zu verlieren.

Folgender Text hat mir vor Jahren sehr geholfen, in der Fülle der Möglichkeiten eine Entscheidung für einen Lehrer zu treffen.

Grabe nicht viele Brunnen oder
flache Gruben hier und dort,
um Wasser zu finden.
Grabe eine tiefe Grube
an einem einzigen Ort…
Trinke reichlich
aus einem einzigen Brunnen…
Folgst du vielen Menschen oder
spirituellen Pfaden,
gerätst du in Verwirrung und
in einen Zwiespalt.
Der Eine rät dies,
der Andere jenes.
Höre allem zu, aber folge nur Einem.
Achte Alle, aber bewundere
nur Einen.

Swami Sivananda

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